Bau einer Wasserleitung zum SchülerInnen-Wohnheim in Morogoro/Tansania
Den höchsten Berg Afrikas, den kennt jedes Kind: den Kilimanscharo.
Die Mehrheit der Deutschen bestaunt auch die von Sielmann aufgenommene
Artenvielfalt im Serengeti-Nationalpark und die Üppigkeit der Vegetation
an den Ufern des Viktoriasees. Diese drei Wunder der Natur liegen ebenso
in der Vereinigten Republik Tansania, wie das palmengeschmückte Traumurlaubsziel
eines jeden Tauchers, die Korallenriffe vor der Touristenstadt Daressalam
am Indischen Ozean.
Doch Tansania zeigt nicht überall sein afrikanisches Sonntagsgesicht:
Wer sich in die großen, trockenen Ebenen des Landesinnern verirrt,
dem prägt sich das Bild einzelner, weit auseinandergelegener Dörfer
ein. Jedes Jahr von neuem nehmen die Bauern hier den Kampf auf gegen die
häufigen, langanhaltenden Dürreperioden.
Wer in dieser vom muslimischen Glauben geprägten Gegend - zumal
als Mädchen - geboren wird, hat kaum eine Chance auf Schulbildung
über das 14. Lebensjahr hinaus. Findet der Lehrer mit seinem Vorschlag
einer Weiterbildung an einer weiterführenden Schule dennoch Gehör,
dann heißt es für das Kind: den Familienverband verlassen und
in die nächste größere Stadt ziehen.
Morogoro liegt an der Straße genau zwischen der Küstenstadt
Daressalam und der Hauptstadt Dodoma im Landesinneren. In Morogoro gibt
es die Möglichkeit zum Besuch einer staatlichen Sekundarschule für
viele Kinder. Diese Chance auf vier Jahre praxisorientiertes Lernen in
englischer Sprache kann aber längst nicht jedes begabte Kind wahrnehmen.
Wer aus einem weit von der Stadt entfernten Dorf nach Morogoro in die Schule
darf, der muß zugleich eine Unterkunft bei Verwandten oder Freunden
in der Stadt haben - oder das Kind kann den zugewiesenen Schulplatz nicht
annehmen. Die wenigen, den Schulen zugeordneten Wohnheime zeigen sich überwiegend
in hygenisch und ernährungstechnisch katastrophalem Zustand, oder
sie sind unbezahlbar.
Diesem Dilemma begegnete Dieter Maschke aus Freudenstadt, der von 1992
an für drei Jahre als Physiklehrer an einer Schule in Morogoro arbeitete.
Der Stadt handelte er ein Grundstück für den Bau eines Mädchenwohnheims
ab. Auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland vergaß er seine
Schützlinge nicht. In Freudenstadt wurde der Verein "Schulförderung
Tansanischer Jugendlicher" gegründet, der den Bau des Wohnheims finanzierte
und für die laufenden, nicht durch die Miete gedeckten Kosten aufkommt.
Leider ist das Grundstück, auf dem das Wohnheim steht, nicht an
die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen. So blieb zunächst
nur die Möglichkeit, die Wasserversorgung durch eine vom Regenwasser
gespeiste Zisterne zu realisieren. Schon bei einem „Probewohnen“ von nur
drei Schülerinnen stellte sich heraus, daß diese Art der Wasserversorgung
nicht ausreichen würde. "Also müssen die Schülerinnen zwei
Stunden täglich damit verbringen, daß sie Wasser von der zwei
Kilometer entfernten öffentlichen Wasserstelle holen", beschreibt
Maschke. „Wenn wir eine Wasserleitung legen könnten, dann wäre
das Problem gelöst.“
Damit war die Idee geboren, Maschke verhandelte mit den örtlichen
Behörden. Wenn das Wohnheim die Leitung und ihre Verlegung selbst
bezahlt, wäre der Wasseranschluß möglich. Schnell wurden
die übrigen Anrainer einer solchen Leitung davon überzeugt, daß
auch sie einen Nutzen hätten. Sie erklärten sich bereit, die
Gräben für die Verlegung auszuheben. Blieb noch das Problem der
Materialfinanzierung. "Vielleicht kann hier die Entwicklungsprojekte-Stiftung
weiterhelfen", war Maschkes Gedanke. Ein Antrag wurde gestellt und positiv
vom Vorstand der Stiftung beschieden. "So bleibt den Mädchen mehr
Zeit zum Lernen,und eine abwechsungsreichere, gesündere Ernährung
durch Wässerung eines Gemüsegartens wird möglich", begründet
Stefan Eckstein, Vorstandsvorsitzender der Entwicklungsprojekte-Stiftung,
die Entscheidung. "Toll, wieviel Wirkung mit einem relativ kleinen Geldbetrag
erzielt werden kann, wenn sich die Menschen vor Ort entsprechend engagieren.
Genau das ist unser Ansatzpunkt für Entwicklungshilfeprojekte."